Am 8. Mai 2024 fand der 11. Runde Tisch Koloniales Erbe im Jupiter in Hamburg statt. Unsere beiden Fachpromotorinnen für Dekolonisierung, Sonia Octavio und Catherine Schlüter von Ossara e.V., führten durch einen informierenden Abend voller Austausch und Diskussionen. Durch einen vielfältigen Projektaustausch über den aktuellen Fortschritt von Dekolonisierungsprojekten in Hamburg wurde das große zivilgesellschaftliche Engagement und verschiedene Perspektiven auf eine dekolonisierte Zukunft Hamburgs hervorgehoben.
Der Abend begann mit einem spannenden Input von Hannimari Jokinen über die Dekolonisierung des öffentlichen Raumes und die Notwendigkeit eines kritischeren und rassismussensiblen Umgangs mit dem kolonialen Erbe und besonders der Erinnerungskultur der Stadt Hamburg. Sie betonte die Wichtigkeit, während des Prozesses der Umbenennung kolonial belasteter Straßennamen in Hamburg, die betroffenen Akteur*innen und Communities aus der Zivilgesellschaft stärker miteinzubeziehen und ihren Namensvorschlägen Gehör zu schenken. Des Weiteren plädierte sie für eine sorgfältigere Auswahl der neuen Namensgeber*innen und illustrierte diese Forderung am Beispiel der Umbenennung des „Slomanstieg“ in „Castellonstieg“ in Hamburg-Veddel im April 2024. Zudem brachte Hannimari Jokinen beispielsweise den Wunsch einer Etablierung einer für die Umbenennung von kolonial belasteten Straßennamen zuständige Fachkommission im Hamburger Staatsarchiv zur Sprache, ähnlich wie es bei der Umbenennung von Straßen mit NS-Belastung gehandhabt wurde.
Im folgenden Projektaustausch wurde retrospektiv von der postkolonialkritischen Ausstellung "Peru-Guano-Hamburg", die vom 7. bis 27. Mai 2022 in der Villa Mutzenbecher, zu der es für Interessierte weiterhin einen Ausstellungskatalog zu erwerben gibt. Des Weiteren berichteten Vertretende der Arbeitsgruppe „Tansania Park“ in Jenfeld und der Begleitgruppe des Harburger Vorhabens "Mahnmal zum kolonialen Erbe der Stadt Harburg" von stadtteilbezogenen Initiativen zur kolonialen Aufarbeitung. Seitens der Behörde für Kultur und Medien wurde noch auf den Prozess und das in der Zwischenzeit publizierte gesamtstädtischen Erinnerungskonzepts mit dem Titel „Hamburg dekolonisieren!“ hingewiesen. Ebenfalls erfolgte ein Aufruf zur Mitarbeit an der Vorbereitungsgruppe zum Fachkongress mit dem Thema Post-/Neo-/Kolonialismus, der voraussichtlich 2025 in Kassel stattfinden wird und von der BUKO40 der Bundeskoordination Internationalismus getragen wird. Zum Abschluss des Abends wurden zwei Veranstaltungsempfehlungen präsentiert: Das „DIGGAHH“, ein Open-Air-Event von Hamburger Initiativen aus der Zivilgesellschaft und den BIPoC-Communities, das vom 22. bis 26. Mai 2024 stattgefunden hat und die Podiumsdiskussion von Ossara e.V. in Kooperation mit den Eine-Welt-Fachpromotorinnen für Dekolonisierung zum Thema „Europas koloniale Vergangenheit: Impulse und Initiativen zur dekolonialen Auseinandersetzung“ die am 30. Mai 2024 im Besenbinderhof durchgeführt wurde.
Für alle Interessierte wird zeitnah das ausführliche Protokoll des 11. Runden Tisches Koloniales Erbe auf der Seite der Behörde für Kultur und Medien hochgeladen.
Wir bedanken uns herzlich für diesen spannenden Austausch und freuen uns auf den nächsten gemeinsamen Runden Tisch Koloniales Erbe im November 2024.
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